Je mehr man privat und beruflich eingespannt ist, umso ehrlicher muss man eingestehen, dass die Videokonferenzen so schlecht nicht sind. Besonders, wenn man, wie ich, Misanthrop aus Erfahrung und Philanthrop nur aus vernunftbeladener Hoffnung ist. Da fehlen einem die Menschen im Allgemeinen nicht sonderlich. Natürlich ist mir klar, dass ein digitales Treffen von einer Substanz lebt, nämlich der, dass man sich kennt; dass man weiß, wie der, den man verwaschen, verpixelt oder aus ungünstiger Kameraposition auf dem Bildschirm sieht, normalerweise tickt. Das weiß man aus Erinnerung an vertraute Gespräche in kleinen Kreisen, da, wo sich die sprichwörtliche „Chemie“ entwickelt. Was aber wirklich fehlt, das ist die Arbeit; das Treffen mit all seiner Feierlichkeit und Würde; die Anstrengungen aller Brüder, gemeinsam an etwas Gutem zu arbeiten, die Mischung aus Ausgelassenheit und Strenge der nachfolgenden Tafel und die dabei geführten, wirklich brüderlichen Gespräche, bei denen selbst mir das Herz aufgehen kann.
Das kann man durch nichts ersetzen, nicht durch einen virtuellen und zu Recht nicht zulässigen digitalen Abklatsch. Und auch nicht durch Pappkameraden oder Strohpuppen.