Für mich ist es immer wieder verwunderlich, warum Freimaurer gerne nach rückwärtsgewandt sind, um ihre Herkunft – und, schlimmer: ihre Berechtigung – zu begründen. Die Legende von den mittelalterlichen Steinmetzbruderschaften reicht nicht, auch nicht die der Tempelritter, es müssen schon die Ägypter sein, wenn schon Adam als erster Freimaurer sich heute nicht mehr glaubhaft vermitteln lässt. Scharen von Freimaurern fühlten sich den ägyptischen Mysterien zugewandt, in vielen Logenhäusern, in etlichen Büchern und vor allen Dingen in zahlreichem freimaurerischen Regaliaschnickschnack überlebt die Bilderwelt bis heute. In Mozarts und Schikaneders „Zauberflöte“ hat das alles einen märchenhaften Charme und entführt uns in eine symbolbeladene Traumwelt. Mehr nicht.
Als wenn die Freimaurerei nichts geleistet hätte in den letzten dreihundert Jahren ihres gesicherten Bestehens. Große Gedanken und Ideen konnten auf dem Nährboden der modernen Freimaurerei entstehen, eine demokratische, aufgeklärte und emanzipierte Gesellschaft wäre ohne die Mithilfe der freimaurerischen Ideen und Kultur kaum denkbar.
Ist das nicht Legitimation und Ansporn genug, es den Vorbildern der jüngeren Geschichte nachzutun und seinen Stein auf das Baugerüst zu tragen?